Reiten nach klassischen Grundsätzen oder die Suche nach Balance

Was bedeutet eigentlich "Klassisch Reiten"? Es geht um eine sinnvolle, gesund erhaltende Gymnastizierung nach den Lehren der Reitmeister vergangener Jahrhunderte. Leider ist dieses alte Wissen heutzutage vielerorts in Vergessenheit geraten. Mit Hilfe der Schulgangarten und Seitengänge schulen wir das Pferd, um beide Körperseiten gleichmässig kräftig und flexibel zu machen. Dabei manipulieren wir nie an Kopf-Halsposition des Pferdes (keinerlei Verwendung sogenannter "Hilfszügel"), sondern lassen es seinen Hals als Balancierstange nutzen. Mit dieser Arbeit wird die natürliche Schiefe des Pferdes mit der Zeit immer mehr ausgeglichen und die Versammlungsfähigkeit und damit die vertikalen Kräfte gefördert, um das Pferd bis ins hohe Alter möglichst fit und gesund zu erhalten.

Wer sich auf diesen Weg begibt, wird schnell erkennen, dass es vor allem Arbeit an sich selbst ist. Die Theorie ist selbstverständlich sehr wichtig und unser "Handwerkszeug", um Zweck und Umsetzung der Hilfen zu verstehen und zu erlernen. Aber genauso wichtig ist die Entwicklung des eigenen Körpergefühls sowie das Gespür für das Pferd (uns uns selbst), damit wir es in jeder Situation unterstützen können und es möglichst wenig stören, denn erst so kann gemeinsame Balance überhaupt erst möglich werden.

Diese ruhige und konzentrierte Arbeit schult zudem unser mentales Bewusstsein, die Gedanken hören auf zu kreisen, wir werden ruhiger und achtsamer und es gelingt uns immer mehr, während der Reiteinheit "im Moment" und damit mit dem Pferd verbunden zu sein.

Diese Arbeit erschafft stolze und wache Pferde, die sich ihrem Menschen gerne anschliessen, ihm vertrauen und motiviert mitarbeiten.

Wer einmal erlebt hat, wie es sich anfühlt, mit seinem Pferd zu einer echten Einheit zu verschmelzen und "in Leichtigkeit" zu reiten, wird immer mehr nach diesen wunderbaren Momenten streben.

Diese Art des Reitens kann jeder interessierte Reiter erlernen, unabhängig von Niveau, Alter, Rasse und Reitweise. Dabei geht es niemals um Wettbewerb oder "Schablonendenken", sondern immer um die individuelle Entwicklung von Reiter und Pferd.



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